I. Einleitung
Das Netzwerk Mediatheken konstituierte sich im November 2000 auf gemeinsame Initiative der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) und der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (HdG). 13 überregional bedeutende Archive, Bibliotheken, Dokumentationsstellen, Forschungseinrichtungen und Museen zählten zu den Gründungsmitgliedern.
Vorrangiges Ziel des Netzwerks Mediatheken ist es, audiovisuelle Quellen und Materialien als bedeutendes Kulturgut zu sichern, zu bewahren, zu erschließen und darüber hinaus für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Lehre und Kunst bereitzustellen. Der interessierten Öffentlichkeit soll mit Hilfe des Internets der oftmals sehr schwierige Zugang zu dezentralen Mediensammlungen erleichtert werden. Die Vorteile der bewusst offenen Netzstruktur liegen in der bewährten und gewachsenen dezentralen Archivierung und Bestandshaltung in der föderalen Bundesrepublik Deutschland, der Standortungebundenheit des Zugangs zu den verfügbaren AV-Medien und der Vernetzung durch moderne Kommunikationstechnologien. Das Netzwerk beruht auf der Einsicht, dass im IT- und Kommunikationszeitalter auf dezentrale Weise – national ebenso wie international – Mediatheken in organisatorisch sinnvoller und ökonomischer Weise verbunden werden können.
II. Rückblick/Projekte
Im September 2001 ging die Gesamtkoordination des Projekts vom DRA an das HdG über.
Wichtigstes Anliegen unter der Federführung des HdG war zunächst die Entwicklung eines zweisprachigen Internet-Portals (www.netzwerk-mediatheken.de). Die deutsche Version ging im Februar 2002, die englische im Oktober 2002 online. Über das Portal wurde ein institutioneller wie auch ein sachlicher Zugriff auf die bei den Teilnehmern des Netzwerks verfügbaren Metadaten der audiovisuellen Medien realisiert.
Am 7./8. Oktober 2003 veranstaltete das HdG in Kooperation mit dem DRA ein internationales Symposion unter dem Titel „Mediensammlungen in Deutschland im internationalen Vergleich – Bestände und Zugänge“. Anliegen des Symposions war es, die Bedeutung von Mediensammlungen für die Informationsgesellschaft sowie Wege des Zugangs zu AV-Medien vergleichend aufzuzeigen und damit zusammenhängende Fragen des Urheberrechts zu erörtern. Die Ergebnisse liegen seit Oktober 2004 als Publikation vor.
III. Perspektiven
A. Inhaltliche Ziele
Kulturgut sichern
Ein Vorteil des Netzwerk-Modells ist es, Antworten auf die Frage zu finden, welche AV-Produktionen in Zukunft erhaltenswert sind.
Bestände dezentral erhalten
Um das Kulturgut AV-Medien an vielen Orten zugänglich zu machen, ist ein Modell dezentraler Bestandshaltung mit vielfältigen Mediensammlungen zu realisieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass die unterschiedlichen Institutionen jeweils spezielle inhaltliche Schwerpunkte setzen.
Bestände zugänglich machen
Sammlungen mit reproduzierten Beständen ergänzen die originären Sammlungen der Medienarchive und optimieren den Zugang zum Kulturgut AV-Medien. Den Interessen von Urhebern/Produzenten und Nutzern ist gleichermaßen gerecht zu werden.
Informationen vernetzen
Der speziell entwickelte Internetauftritt des „Netzwerks Mediatheken“ verbindet die Archive/Mediensammlungen und lenkt den Nutzer auf den gesuchten Bestand.
Kooperieren
Die Institutionen unterstützen sich gegenseitig in sachlicher und fachlicher Hinsicht.
1. Rechtliche Regelungen
Im Rahmen dieser Ziele wird das Netzwerk Mediatheken Einfluss auf die Diskussion um die relevanten Rechtsregelungen nehmen (hierunter fallen u.a. Urheberrecht, Digital Rights Management, Datenschutz etc.). Hierzu wird die jeweilige geschäftsführende Institution die in den Rundgesprächen formulierten rechtlichen Fragestellungen oder Probleme aufgreifen, an die zuständigen politischen Gremien weiterleiten und dort die Interessen der Netzwerkteilnehmer vertreten.
2. Akzeptanz und Erweiterung
a) Für dieses Modell ist in der Öffentlichkeit Akzeptanz zu schaffen. Hierzu sind Kooperationen zu entwickeln, vor allem mit
den zuständigen politischen Gremien,
den Verwertungsgesellschaften,
den Rundfunkanstalten,
den betroffenen Verbänden
sowie allen bedeutenden mediensammelnden Institutionen.
b) Weitere Teilnehmer für das Netzwerk
Dabei sollte die künftige Erweiterung des Netzwerks zunächst auf öffentlich-rechtliche Einrichtungen und Institutionen mit vergleichbaren kulturellen Zielsetzungen abzielen. Kommerziell ausgerichtete Sammlungen sind zunächst nicht als Institutionen einzubeziehen, könnten aber im Internetauftritt über Verlinkungen eingebunden werden. Besonderes Augenmerk sollte auf bereits bestehende Netzwerke gerichtet werden. Die Kooperation unter den Teilnehmern ist zu fördern. Auch mit ausländischen Partnern sind Kooperationen anzustreben.
c) Onlineangebote sind durch die Teilnehmer im Rahmen des bei ihnen Machbaren zu erweitern, um Suchergebnisse und Informationen über mögliche Benutzungsformen zu verbessern. Digitale Medienkataloge (Metadaten) und audiovisuelle Angebote sind zunehmend im Internet verfügbar zu machen.
B. Organisatorische Infrastruktur und Finanzierung
Bisher ist das Netzwerk Mediatheken finanziell von DRA und HdG getragen worden. Für die kommenden Jahre ist das Netzwerk zunächst als Projekt weiterzuführen. Ziel muss es sein, über eine zusätzliche Drittmittelfinanzierung den weiteren Aufbau zu gewährleisten. Dies wäre anzustreben über Mittel aus den zuständigen Ministerien, aus Stiftungen, von den Mitgliedern usw. Anregungen seitens der Mitglieder sind erbeten.
Mittelfristig ist zu hinterfragen, welche Organisationsform zu optimalen Lösungen führen kann.
C. Code of Conduct
Das Netzwerk Mediatheken gibt sich folgenden „Code of Conduct“:
Das „Netzwerk Mediatheken“ dient der Erfüllung der seinen Teilnehmern obliegenden Aufgaben. In diesem Rahmen nimmt es allein Sicherungs- und Sichtungsfunktionen wahr.
Die Teilnehmer setzen sich für die Sicherung, Sichtung, Erschließung und Bereitstellung audiovisueller Materialien sowohl im Sinne der Urheber wie auch im Sinne der Öffentlichkeit ein.
Sie sichern höchsten Standard in Bezug auf ihre Dienstleistungen durch angemessene, Nutzen versprechende Sammlungen, durch fairen Austausch der Materialien und durch professionelle, sorgfältige, unverfälschte Information über ihre Bestände.
Sie wenden sich gegen alle Zensurversuche von Gruppen oder Einzelnen.
Sie sichern die Rechte ihrer Nutzer im Blick auf Vertraulichkeit der Nutzungsdaten und der erzielten Ergebnisse von Recherchen.
Sie verpflichten sich zu einem fairen Umgang miteinander.
Zwischen den persönlichen Meinungen und Interessen der Teilnehmer am Netzwerk und den Interessen des Netzwerks als Ganzem ist streng zu trennen.
D. Konkrete Schritte für 2005 bis 2007
Sicherung der personellen und informationstechnischen Infrastruktur des Netzwerks, um den bisherigen Standard zu gewährleisten sowie weiterzuentwickeln und um die oben genannten mittel- und langfristigen Ziele zu realisieren.
Zielformulierung hinsichtlich „Urheberrecht/Digital Rights Management“
Zielformulierung hinsichtlich „Erweiterung und Akzeptanz“
Weiterentwicklung der digitalen Erschließung und Angebote von AV-Medien im Internet durch die beteiligten Institutionen.
04. Oktober 2005